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Unternehmensnachfolge

 

Interview: Risikoprüfungen, Zeitpläne, Generationen-Konflikte  - bei einer Unternehmensnachfolge gibt es viele Herausforderungen (Autor: Daniel Boss).

Der vereidigte Buchprüfer und Steuerbe­rater Frank Wetzel hat regelmäßig mit Firmenübernahmen zu tun. Im Gespräch betont der Fachmann aus Mönchengladbach, wie wichtig eine gute Vorbereitung für alle Be­teiligten ist.

 

Emotionen spielen eine große Rolle


Was ist das Wichtigste bei einer Firmenüber­nahme?

Wetzel: Das Wichtigste sind ein auf beiden Seiten abgeschlossener Entscheidungsprozess und strukturiertes Vorgehen. Sowohl der ab­gebende Unternehmer als auch der Erwerber müssen sich ihrer Entscheidung sicher sein. Die ersten Maßnahmen des Abgebenden entfalten schnell Außenwirkung. Sie werden im Markt erkannt und häufig sehr sensibel wahrgenom­men. Nach den ersten Aktivitäten gibt es in der Regel kein Zurück mehr. Für den Erwerber gilt: Soweit er nicht bereits Unternehmer ist, ist es der Schritt in die Selbstständigkeit, der nach getroffener Entscheidung strukturiert und kon­sequent erfolgen muss.

 
Wie sollte die Übernahme organisiert sein?

Wetzel: Eine Unternehmensübernahme oder -abgabe will gut und lange vorbereitet sein. Frühzeitig müssen sowohl auf Unternehmer als auch auf Erwerberseite in enger Zusam­menarbeit mit den Beratern - unter anderem für die Bereiche Finanzierung, Recht und Steu­ern - die wesentlichen Eckdaten und Abläufe festgelegt werden.


Wie sieht es mit einem Zeitplan aus?

Wetzel: Soweit die grundlegende Entschei­dung getroffen wurde, ist die Festlegung eines Zeitplans der wichtigste Aspekt. Anfang und Ende des Übergabeprozesses sind zu bestim­men, der Zeitabschnitt dazwischen ist in
ein­zelne Phasen zu unterteilen. Die Inhalte und Abläufe dieser Phasen können je nach Überga­bemodell sehr unterschiedlich ausfallen. Dies liegt schon in den unterschiedlichen Möglich­keiten der Übertragung. Sie reichen vom klas­sischen Verkauf über das Management-Buy­-Out - wobei das Management die Mehrheit des Kapitals von den bisherigen Eigentümern übernimmt - bis zur schlichten Verpachtung. Diese Entscheidungsfindung muss schon früh durch Berater begleitet werden, da wesentliche finanzwirtschaftliche, zivilrechtliche und insbesondere auch steuerliche Konsequenzen zu beachten sind.


Welche Rolle spielt der Faktor Zeit beim ei­gentlichen Suchprozess?

Wetzel: Die anschließende Phase der Suche potenzieller Erwerber - zum Beispiel durch Un­ternehmensbörsen wie die der IHK oder mittels spezieller Vermittler - stellt in der Regel den langwierigsten Prozess dar. Ist der Interessen­tenkreis eingegrenzt auf ernstzunehmende Kandidaten, geht es an die Aufarbeitung, Ana­lyse und Offenlegung der Unternehmensdaten im Rahmen der unterschiedlichen Bereiche ei­ner Risikoprüfung - Stichwort "Due Diligence". Die Verhandlungsphase findet ihren Ausklang in der rechtlich begleiteten Abschlussphase der  Vertragswerke. Doch hier ist in vielen Fällen noch längst nicht Schluss - Unternehmens­übergaben erstrecken sich nicht selten über einige Jahre.

 
Wie wird die Nachfolge innerhalb der Familie am besten gelöst?

Wetzel: Hier gilt zunächst Ähnliches wie bei einer Unternehmensübertragung auf Dritte. Grundsatzentscheidungen und zeitlicher Ablauf stehen im Vordergrund. Unter Grundsatzent­scheidungen verstehe ich dabei einerseits, dass derjenige, der das Unternehmen abgibt nicht nur mit dem Gedanken spielt, sondern auch wirklich bereit ist konsequent das Unterneh­men zu übertragen und sich zurückzuziehen. Andererseits muss auch der Nachfolger willens und sowohl in seiner Persönlichkeit als auch fachlich in der Lage sein, die Herausforderung anzunehmen. Nicht selten ergeben sich famili­äre Nachfolgekonstellationen aus betrieblicher Übung oder aus Mangel an Alternativen. Ich schlage daher häufig vor, die Bereitschaft auf beiden Seiten intensiv zu prüfen, zum Beispiel durch das Einschalten eines Mediators.


Welche Rolle spielen Emotionen

Wetzel: Sie spielen eine sehr große Rolle. Na­türlich ist es für den Abgebenden ein enormer Schritt, sich aus seinem Lebenswerk zurückzu­ziehen. Soweit er die Übergabe länger begleitet, wird er schnell feststellen, dass er mit vielen Neuerungen konfrontiert wird. Dinge, "die wir immer schon so gemacht haben" und die viel­leicht als Erfolgskomponenten" identifiziert worden waren, sollen plötzlich geändert oder vielleicht sogar abgeschafft werden. Hier be­steht die große Gefahr, die sachliche Argumen­tationsebene ungewollt zu verlassen und auf die emotionale Ebene zu wechseln. Andererseits stellt sich auch der Erwerber einer großen emo­tionalen Herausforderung. In einer möglicher­weise etwas schwierigeren Vater-Sohn- oder Vater-Tochter-Beziehung kann hier ein emoti­onaler Brennpunkt entstehen.


Wie können Konflikte möglichst vermieden werden?

Wetzel: Konflikte entstehen häufig dort, wo wesentliche Dinge wie Kompetenzen und Zu­ständigkeiten nicht abschließend geregelt sind und eine konkrete Aussprache darüber fehlt. Es ist daher wichtig, dem von Anfang an durch klare Vorgaben, einzuhaltende Absprachen und Vereinbarungen entgegenzusteuern.

 
Wie ist die Rolle des Finanzamts beim Thema Unternehmensnachfolge einzuschätzen?

Wetzel: Die Rolle des Finanzamts selbst ist zu­nächst eher von untergeordneter Bedeutung. Die steuerlichen Eckdaten und Regularien im Zusammenhang mit Unternehmensübertra­gungen stehen im Wesentlichen fest und sind von den Beratern mit einzubeziehen, auf den jeweiligen Fall zu übertragen, zu prüfen und mit ihren Auswirkungen im Detail darzustellen. Dies gilt sowohl für den Bereich entgeltlicher als auch unentgeltlicher Unternehmensüber­tragungen - das heißt sowohl ertragsteuerlich als auch erbschafts- oder schenkungssteuer­lich. Im Grunde fördert der Steuergesetzgeber beispielsweise durch begünstigte Besteuerung oder durch ganze oder teilweise SteuerfreisteI­lung die Übertragung von Unternehmen.

 
Was ist zu tun, um sich gegen steuerliche Ri­siken abzusichern?

Wetzel: In besonderen Fällen kann es zur Ver­meidung solcher Risiken geboten sein, die Fi­nanzverwaltung vorab mit einzuschalten und um eine Stellungnahme zu bitten. Diese Maß­nahme ist nicht unüblich. Grundsätzlich sollte davon ausgegangen werden, dass die Finanz­verwaltung den Übertragungsvorgang geson­dert prüft, allerdings erst im Nachhinein. Inso­weit ist es besonders wichtig, den steuerlichen Berater frühzeitig zu involvieren, um die Aus­wirkungen der Übertragung vorab eingehend zu prüfen.


ZUR PERSON

Frank Wetzel arbeitet als Steuerberater und vereidigter Buchprüfer in Mönchengladbach. Er betreut überwiegend Mandanten der mit­telständischen gewerblichen Wirtschaft und befasst sich insbesondere mit der Besteu­erung von Personengesellschaften und der Umstrukturierung von Unternehmen.

 

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